„Jazz ist vor allem die Kunst der Konversation, des Austauschs neuer Ideen zwischen Einzelnen, Generationen, Nationen, Geschlechtern. In seiner grundlegendsten Form kann auch nur ein/e Musiker*in seine oder ihre eigene Weltsicht in einem inneren Dialog erforschen. Jazz kann der Dialog zwischen Menschen sein, oder die formalere Zwiesprache zwischen Improvisator*in und Komponist*in.“
Richard Williams im Vorwort zum Jazzfest Berlin 2016
Richard Williams, künstlerischer Leiter des Jazzfest Berlin, hat für die aktuelle Ausgabe des Festivals einen – von vielen möglichen – Pfaden angelegt, von dem aus er das Ohr für das Besondere des Jazz schärfen möchte ohne in Schubladen-Denken zu verfallen. Dem Gedanken, für den Jazz die Kunst der Konversation, des Dialogs in unterschiedlichsten Konstellationen und auf unterschiedlichen Ebenen über alle Grenzen hinweg als ein grundlegendes Dispositiv anzunehmen, liegt ein Anliegen zugrunde: Der Wunsch, der besonderen Offenheit dieser Musiksprache, ihrem Vagieren zwischen Improvisation und Komposition, ihrer Freiheit Grenzen zu überschreiten, der Fähigkeit zur permanenten Aktualisierung und zur Kritik, im Machen selbst auf die Spur zu kommen.
In dem Gespräch, das Jochen Werner mit der Sängerin und Komponistin Lucia Cadotsch geführt hat, wird deutlich, wie wichtig diese Eigenheit des Jazz für die Ausprägung des individuellen musikalischen Ausdrucks jedes einzelnen Musikers aber auch im Zusammenspiel eines Trios ist. Und wie sie als Triebfeder in der musikalischen Annäherung an Jazz-Standards und dessen Neu-Kontextualisierung wirkt.
LUCIA CADOTSCH stammt aus der Schweiz. Nach ihrem Gesangsstudium an der Universität der Künste Berlin und am Rytmisk Musik Konservatorium in Kopenhagen lebt und arbeitet sie als Sängerin und Komponistin in Berlin. Neben ihren Bands Lucia Cadotsch Speak Low, Liun & The Science Fiction Band, Scheeweis + Rosenrot, und Yellow Bird ist sie auch als Solokünstlerin unter dem Namen LIUN aktiv. Die ZEIT sieht in der Schweizerin eine der wichtigen Protagonistinnen „der Wiederbelebung des Jazz-Gesangs jenseits der abgenutzten Standards und Singer-/Songwriterinnen-Klischees.“ Sie hat mit dem Musikerkollektiv Schneeweiss + Rosenrot drei Alben aufgenommen und Europaweit große Club- und Festivalbühnen bespielt. 2012 wurden sie mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. 2015 veröffentlichte Lucia Cadotsch mit der Modern-Roots Band Yellow Bird das Album „SING“ und gründete das Trio Lucia Cadotsch Speak Low mit Petter Eldh (Kontrabass) und Otis Sandsjö (Saxophon), mit dem sie beim Jazzfest Berlin 2016 am 5. November im Haus der Berliner Festspiele auftreten wird.
Lucia Cadotsch Speak Low wird am Samstag, 5. November um 23:00 Uhr im Haus der Berliner Festspiele auf der Seitenbühne auftreten.