Aufgrund der Corona-Pandemie musste das Treffen junger Autor*innen 2020 komplett ins Digitale verlegt werden. Lesungen und Campus-Workshops fanden in virtuellen Räumen statt. Die Autorin und diesjährige Teilnehmerin Rania Daoudi beschreibt, wie sie dieses Treffen erlebte, das so ganz anders ablief als ursprünglich geplant, an dessen Ende aber trotz allem viele neue Kontakte und ein Gefühl der Verbundenheit standen.

Rania Daoudi während des Treffens junger Autor*innen 2020 © Susanne Rapp

Sicher ist, dass niemand behaupten kann, dass das Jahr 2020 auf nur irgendeine Art und Weise vorhersehbar war. Daher war es auch nicht absehbar, dass das Treffen junger Autor*innen nicht wie gewohnt in Berlin stattfinden konnte.
Was natürlich richtig und verantwortungsvoll ist – aber auch schade für uns Autor*innen.

Aber was genau unterscheidet das digitale vom analogen Treffen?
Ich bin bereits 2015 beim TjA dabei gewesen und durfte es dieses Jahr auch – aber diesmal digital.

Es ist seltsam – man wacht am Morgen des 12. Novembers auf und denkt sich: Witzig, heute wäre ich eigentlich nicht in meinem Bett, sondern in einem Hotelzimmer mitten in Berlin aufgewacht. Eigentlich. Man macht sich Kaffee. Man liest etwas. Setzt sich vor den PC, loggt sich in Zoom ein und betritt für einige Stunden eine andere Welt.

Auch wenn es nicht nach Berlin ging – die Vorfreude war dennoch dieselbe. Man ist gespannt auf die Gesichter der anderen. Schaut sich die kleinen Kacheln auf dem Bildschirm an und blickt damit in 20 verschiedene Räume in der gesamten Bundesrepublik Deutschland.

Die Workshops waren thematisch bunt durchmischt. Workshops, in denen das Schreiben von politischen Essays, Lyrik und Prosatexten behandelt wurde. Oder auch, wie man sein eigenes Monster erschafft.

Zugegeben, es war anders. In Berlin hätte man sich zusammengesetzt oder sich einen stillen Platz zum Schreiben gesucht. Diesmal stellte man die Kamera für die Schreibphasen aus. Aber der Gedanke, dass jede Person in ihrem Zimmer sitzt und schreibt – genau wie man selbst –, hatte etwas Tröstliches.

Man hatte zwar nicht das Umarmen, spürte aber dennoch die Nähe der anderen. Kein Flüstern vom Sitz nebenan, aber dafür schöne WhatsApp-Nachrichten, die einen zum Lächeln gebracht haben. Man unterstützt sich und spart nicht an Anerkennung für die Texte der anderen.

Hey, das ist mega gut geschrieben!
Ich liebe das Gefühl, das dabei zum Ausdruck kommt.

So was eben. Das ist Zusammenhalt. Ungekünstelt. Echt.
Man spricht Themen, die einen beschäftigen, frei an.
Schreibt und diskutiert darüber.
Man scheut sich nicht, das Kind beim Namen zu nennen, wenn es um Rassismus oder Ausgrenzung geht, um Politik oder Gefühle wie Liebe oder Angst.

Und ich habe es geliebt. Jeden einzelnen Tag.
Das Gefühl der Verbundenheit geht über den Zeitraum des TjA hinaus: Auch nach dem Treffen ist man in Kontakt geblieben, hat sich auf Plattformen wie Instagram oder Facebook vernetzt. Man tauscht sich aus. Schickt sich gegenseitig Texte zu.

Schließlich lässt sich sagen, dass das digitale TjA 2020 ein voller Erfolg gewesen ist. Und auch, wenn es nur vom eigenen Zimmer aus stattfand – so ein bisschen wie Berlin hat es sich dann doch angefühlt.

Weitere Informationen zu den Preisträger*innen, den Juror*innen und dem diesjährigen Workshop-Programm bietet das Magazin zum Treffen junger Autor*innen 2020.