Das Projekt JungeReporter wendet sich an junge Leute ab 15 Jahren, die Lust am Schreiben haben. Sie müssen nicht unbedingt selbst ein Instrument spielen, malen oder gern auf der Bühne stehen, sondern es kommt auf die Neugier für alle Kunstformen an.

Für das Interview fahren wir mit dem Fahrrad nach Kreuzberg und werden auf dem Weg von einem heimtückischen Hagelschauer erwischt. Im Schaufenster des TINCON-Büros steht eine Handvoll Winkekatzen, die uns unbekümmert entgegen winken und herein locken. Johnny Haeusler wartet schon auf uns. Im Hintergrund wuselt seine Frau Tanja beschäftigt umher und telefoniert. Die beiden bloggen gemeinsam und haben vor 10 Jahren die Internet-Konferenz re:publica mitgegründet. In diesem Jahr kommt die TINCON dazu. Eine Internet-Messe nur für Jugendliche, Erwachsene bleiben draußen? Wir wollten wissen, was hinter der Idee der TINCON steckt.

JungeReporter: Für die TINCON konnten Jugendliche auch eigene Ideen für beispielsweise einen Workshop, einen Vortrag oder eine Diskussionsrunde einreichen, den/die sie auch selber leiten würden. Wie viele haben sich tatsächlich selber beworben? Oder kamen die Projekt-Vorschläge überwiegend von Lehrer*innen?

Johnny Haeusler: Wir waren tatsächlich auch sehr gespannt und letztlich positiv überrascht. Wie viele Einreichungen es genau gab, weiß ich nicht  0150 ein paar Dutzend kamen aber wirklich von Schüler*innen und nicht nur von Lehrer*innen, wie wir zunächst befürchtet hatten. Ein paar Vorschläge kamen auch von Erwachsenen, die meinten, sie hätten zu dem Thema „Jugendkultur und Internet“ was zu sagen, aber insgesamt war das nur etwa ein Drittel. Dabei war es nicht einfach, Jugendliche überhaupt zu erreichen, da so viel in geschlossenen digitalen Räumen stattfindet. Das ist einerseits total cool, und man kann ja auch gut nachvollziehen, dass man als junger Mensch seine Ruhe haben möchte, andererseits bedeutet das natürlich auch, dass dann Jugendkultur in der digitalen Öffentlichkeit nicht sichtbar ist.

JR: Wenn du sagst, dass der Öffentlichkeit die digitale Jugendkultur fehlt und sie deshalb von der TINCON einen Raum erhält, damit nicht nur darüber geredet wird, dass der bewusste Umgang Jugendlicher mit sozialen Netzwerken wichtig ist, sondern das auch angegangen wird, wie ist das dann damit zu vereinbaren, dass Erwachsene weitgehend aus der TINCON heraus gehalten werden sollen?

JH: Wir hatten die Sorge, dass sich ganz viele Erwachsene und Eltern anmelden und eine Zoo-Situation entsteht, in der die Erwachsenen drum herum stehen und „mal gucken, was Jugendliche so machen“. Oder auch dass mehr Erwachsene als Eltern kommen oder gar Familienausflüge auf die TINCON gemacht werden, bei denen sich die Kinder einen Roboter angucken wollen und die Eltern dahinter stehen und Sachen sagen wie „Hast du schon was getrunken?“ oder „Zieh doch mal die Jacke aus!“. Das wäre wirklich furchtbar und gar nicht in unserem Sinne. Es sind natürlich trotzdem Erwachsene vor Ort, da es ja auch erwachsene Sprecherin*innen oder Helfer*innen gibt, aber die Jugendlichen werden in der Mehrzahl sein, und das spürt man dann hoffentlich auch von der Stimmung her. Trotzdem soll die TINCON natürlich auch öffentlich dazu anregen, den Jugendlichen medial mehr zuzutrauen und nicht nur über sie zu reden, sondern sie mit einzubeziehen in den Dialog um Kultur im Internet.

TINCON – teenageinternetwork convention, das 1. Festival für digitale Jugendkultur, findet vom 27. bis 29. Mai 2016 im Haus der Berliner Festspiele statt.

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