Das Projekt JungeReporter wendet sich an junge Leute ab 15 Jahren, die Lust am Schreiben haben. Sie müssen nicht unbedingt selbst ein Instrument spielen, malen oder gern auf der Bühne stehen, sondern es kommt auf die Neugier für alle Kunstformen an. Für das Berliner Festspiele Blog besuchen sie Proben und Konzerte des Jazzfest Berlin 2015.

Kieran McLeod ist Posaunist im Keith Tippett Octet, das beim Jazzfest Berlin die Komposition „The Nine Dances of Patrick O’Gonogon“ präsentiert. Ich treffe ihn zwischen Tür und Angel kurz nach dem Soundcheck und überfalle ihn kurzerhand.

Kieran McLeod © privat

Hast du kurz Zeit für ein Interview?

(völlig perplex) Ja klar, aber wieso ich?

Weil du jung bist.

(lacht) Okay, dann mal los.

Also, wie ist es mit Keith Tippett zusammen zu arbeiten?

Es ist pure Inspiration. Er hat so viele Dinge gemacht, so viel Erfahrung, man lernt unglaublich viel!

Ich war in eurem Soundcheck eben. Er scheint sehr genau zu wissen, wie er was haben will. Fühlst du dich damit manchmal eingeschränkt?

Nein, überhaupt nicht. Es sind ja seine Kompositionen, also kann ich das verstehen. Außerdem gibt es ja immer Stücke, in denen wir improvisieren können. In solchen Momenten lässt uns Keith die komplette Freiheit, das zu tun, worauf wir Lust haben. Er will einfach nur, dass wir kreativ sind und unser Bestes geben. Aber ich weiß, dass Keith auch viele Projekte mehr in Richtung Freejazz gemacht hat, und das, finde ich, kommt hier etwas zu kurz. Aber ich mag unsere Arbeit trotzdem! (lacht)

Warst du sehr aufgeregt, ihn zu treffen?

Ich war ein wenig nervös, aber Keith ist ein wirklich witziger Mensch und ich habe mich deshalb in seiner Nähe direkt wohlgefühlt.

Und wie bist du zu diesem Projekt gekommen?

Keith hatte James, den Saxofonisten, damit beauftragt, die Bläser auszusuchen. Und ich bin mit James befreundet.

Also kennt ihr euch alle gut?

Ja, ziemlich gut sogar. Richard, der andere Posaunist, ist wie ein Bruder für mich. Wir kennen uns schon sehr lange, waren auch auf demselben College. Und mit James hab ich sogar eine Zeit lang zusammen gewohnt.

Und das wirkt sich…

…positiv auf unsere Arbeit aus, genau. Die Stimmung bei uns ist wirklich super!

Habt ihr während des Festivals auch Zeit, euch andere Acts anzuschauen?

Leider überhaupt nicht. Wir sind gestern gekommen und fliegen morgen wieder. Ich hätte auch echt gerne mehr von Berlin gesehen – soll ja fast so toll sein wie London. (grinst) Aber wir sind im Moment total im Stress.

Wie aufs Stichwort platzt eine Masse an Technikern ins Treppenhaus. Wir verabschieden uns schnell, aber Kieran schreibt mir noch seinen Namen auf einen Zettel: „Der steht im Programm falsch“, beklagt er sich. „Bye Antonia !“

Bye Kieran, und: toi toi toi!

Das Jazzfest Berlin 2015 findet vom 5. bis 8. November statt. Kieran McLeod trat am 6. November 2015 mit dem Keith Tippett Octet im Haus der Berliner Festspiele auf.