Maxime Le Calvé (34) ist Anthropologe und begleitet ethnographisch den Mondparsifal seit seiner Entstehung. Er schreibt an einer Dissertation zu „Jonathan Meese und Parsifal“ am Institut für Theaterwissenschaft (FU Berlin) und an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (Paris). Seine Zeichnungen gelten als phenomenographischer Beitrag zum Forschungsbereich am Probenprozess. Le Calvé praktiziert eine ernsthaft teilnehmende Beobachtung und bemüht sich, gleichzeitig der Kunst und der Wissenschaft zu dienen. Aus den entstehenden Reibungen kommen diese Bilder.
30. September 2017 – Meeses Berliner Hauptquartier
In diesem monatlichen Teammeeting des Bureau Meese, das heute am Küchentisch stattfindet, werden alle Arbeitsschritte besprochen, die die Entstehung der Mondparsifal-Basis Beta 9–23 ermöglichen werden. Assistentin Walter protokolliert am Laptop. Managerin Mampe, Fotograf Bauer, Assistent Kallage und Praktikantin Paulina sind alle sehr aufmerksam. Die erste große Teil des Arbeitsprogramms ist eine große Installation im Foyer des Hauses der Berliner Festspiele. Die Bühnenelemente kommen erst eine Woche vor der Premiere an. Es wird eine spannende und arbeitsreiche Zeit.
2. Oktober 2017
Nach einem sehr arbeitsreichen Wochenende für Meese stehen die verschiedenen Elemente des Installation zum Verladen bereit. Ein Kunsttransportfirma sorgt mit der Hilfe der Bühnenarbeiter*innen der Berliner Festspiele dafür, dass schon am frühen Vormittag alles ausgeladen und im Foyer des Festspielhauses ist.
Die Bühnenarbeiter*innen Jule und Pierre arbeiten an der Montage der drei Boxen im Oberen Foyer. Die Boxen wurden von Meese mit Acrylfarbe in Wasserpistolen bespritzt. Dann hat er starke Sprüche an die Wände geschrieben. Die drei Räume sind in drei unterschiedlichen Farben gestaltet: Schwarz, Rot und Gold. Dem Künstler zufolge wird das Foyer des in den 60er Jahren gebauten Festspielhauses zu einem alternativen Bayreuth umgewandelt.
Diese gelbe Box heißt: Walhalla Club. Assistent Kallage hängt ein Bild auf, das von Jonathan Meese und ihm als “Graal”-Bild gezeichnet ist. In einem Urwald scheint die Sonne durch die Bäume. Der Boden drumherum wurde mit Plastikfolie abgedeckt: Meese wird da noch mit Farben und Pinseln wirken. In jeder Box wird ein Video gezeigt, in dem man den Künstler Meese u.a. mit Bernhard Schütz und Lilith Stangenberg sieht.
3. Oktober 2017
Künstler Meese gratuliert seinem Assistenten Kallage zum ersten Basis-Aufbau des mächtiges Installationswerkes im Café des Festspielhauses. Installationen von Jonathan Meese entstehen aus Materialien, die oft durch mehrere spielerische Gestaltungsprozesse gegangen sind. Bestandteile von Installationen, die in London, Glasgow oder Moskau gezeigt wurden, sind hier zu erkennen. Diese Elemente werden durch diese neue Verarbeitung weiter bemalt, neu kombiniert und belebt.
Meese zeigt dem Intendanten Oberender und dem mitwirkenden Kostümbildner Jara die entstehende schwarze Box „Wahnfried“. In jeder der betretbaren Boxen stehen Skulpturen und Ready-Mades: eine weiße Figur rennt auf Darth Vader und sein Haustier, ein Wildschwein, zu. Assistant Kallage fragt sich laut: „Läuft er in die richtige Richtung?“07
Am 15., 16. und 18. Oktober 2017 ist „MONDPARSIFAL BETA 9–23 (VON EINEM DER AUSZOG, DEN „WAGNERIANERN DES GRAUENS“ DAS „GEILSTGRUSELN“ ZU ERZLEHREN)“ im Rahmen des Programms Immersion im Haus der Berliner Festspiele zu erleben.