Das Projekt JungeReporter wendet sich an junge Leute ab 15 Jahren, die Lust am Schreiben haben. Sie müssen nicht unbedingt selbst ein Instrument spielen, malen oder gern auf der Bühne stehen, sondern es kommt auf die Neugier für alle Kunstformen an. Für das Berliner Festspiele Blog besuchen sie Proben und Veranstaltungen und schreiben darüber.
Es ist später Abend und ich ertappe mich dabei, wie ich mir Musikvideos auf YouTube ansehe, mich von einem Interpreten zum nächsten klicke. Die Zeit vergeht und mein Kopf füllt sich mit diversen Klängen und Bildern, sodass ich einen Moment die Augen schließe, um durchzuatmen. Und plötzlich erinnere ich mich an ein Konzert meiner ersten MaerzMusik-Nacht. Einen Augenblick Schwärze. „In iij. Noct.“, ein Streichquartett von Georg Friedrich Haas, das in kompletter Dunkelheit gespielt wurde. Im Saal verschwanden die Wände, die Stuhlreihen, die Besucher neben mir und die Musiker selbst. Nur die Musik blieb und spann Fäden über unseren Köpfen, flocht Netze und füllte Kuppeln. In diagonalen Dialogen spielten die Musiker ihre Reigen und tönten mit leisen, lauten, lustigen, spannenden, kratzenden, geheimnisvollen Geschichten. Die Schwärze um mich herum atmete, der Raum hatte keine Grenzen mehr und die Vorstellung reichte noch darüber hinaus. Ein Dunkelzirkus. Es war, als würde ich einem Konzert mit geschlossenen Augen lauschen, außer, dass ich nichts vom Geschehen verpasst habe. Trotz anfänglichen Unbehagens fühlte ich mich bald geborgen. Wie in einer Traumwelt, in der Zeit und Raum keine Bedeutung mehr haben.
Als ich nach dem Konzert durch die Straßen von Berlin schlenderte, schien mir die Nacht keine wirkliche Nacht mehr zu sein. Leuchtreklame überall, Straßenlaternen, beleuchtete Schaufenster und Autoscheinwerfer. Dazu die laut schallende Musik aus den Cafés und Clubs der Stadt. Eine Schein-Welt. Ich kann kaum glauben, dass ich die Dunkelwelterfahrung so schnell verdrängen konnte. Dabei war es ein so eindrückliches Erlebnis, das ich nie vergessen wollte. Wenn ich jetzt Musik höre, lasse ich die Bilder vor meinem inneren Auge entstehen und besinne mich auf den Klang. Beleuchtet werden wir schon genug.