Die  Premiere von „alif::split in the wall“ steht kurz bevor. Bastian Zimmermann schildert in seinem letzten Blogbeitrag, wie Musik, Raum, Installation und Musiker*innen in dem lebendigen Schlauch-Organismus von Chiharu Shiota zusammenwirken.

In der Arbeit „Wall“ von 2010, die Chiharu Shiota als Video-Performance in Berlin präsentierte, liegt inmitten der Schläuche eine nackte Person. Sich ausruhend, schlafend, bewusstlos, im Koma oder doch tot? Diese Varietät möglicher Bewusstseinszustände in demselben ruhenden Körper führt uns etwas vor: Die fremde Psyche, der fremde Organismus ist und bleibt für uns uneinsichtig, insbesondere wenn man sich nicht-verhält, wenn man ruht, wenn nur der Puls schlägt. Schlägt der Puls?

Chiharu Shiota „Wall“, Berlin 2010, Performance

In der alif-Installation schlägt immer der Puls, der rote Saft bewegt sich, mal schneller, mal langsamer voran. Manchmal pulsiert er nur, verharrt an einer Stelle, hüpft vor und zurück. Das fühlt sich bedrohlich an.

Ilka Seifert, Salome Kammer, Folkert Uhde und Jeremias Schwarzer © Bastian Zimmermann

Die letzten Tage vor der Premiere sind angebrochen, die Zeitfenster für Proben werden knapper. Folkert Uhde, Ilka Seifert, Jeremias Schwarzer und die Sängerin Salome Kammer besprechen nochmals, wie die Einsätze der Musik und mit ihr als Performerin genau gedacht sind. Übergänge werden gekürzt, Kammers Positionen im Raum geklärt. Man setzt weitere Ensembleproben an. Alle Beteiligten kommen zusammen, um die Installation im Ganzen zu besprechen.

Gesamtbesprechung aller Beteiligten des alif-Projekts © Bastian Zimmermann

 

Ablaufplan © Bastian Zimmermann

Man bespricht den Ablauf, die Dramaturgie des Abends, der Installation. Ganze 286 Minuten sind soweit programmiert. Wie setzt sich aber der Organismus zusammen? Ist es die Summe aller beteiligten Elemente wie Musik, Sound, Schläuche, Video und Raum? Oder ist es das Zusammenwirken, das Aufeinanderhorchen, das den Organismus in Schwung versetzt? Die Erfahrung aus den Proben zeigt, dass eine gewisse Unabhängigkeit der Elemente dem organischen Wirken keinen Abbruch tut, sondern es vielmehr noch an komplexen Zusammenhängen bereichert. Das Zafraan Ensemble setzt noch einmal zum alif-Werk an, das im Verlauf des Abends mehrfach erklingen wird, und ich packe meine Sachen, schreibe die letzten Worte… Wir sehen uns Freitag!

Jeremias Schwarzer dirigiert das Zafraan Ensemble © Bastian Zimmermann

„alif::split in the wall“ wird am 18. und 19. März jeweils von 19:00 – 24:00 Uhr im Rahmen von MaerzMusik – Festival für Zeitfragen im Radialsystem V zu erleben sein. Die Installation „alif“ von Chiharu Shiota ist außerdem am 19. und 20. März von 12:00 – 18:00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.