Jan Fabre spricht mit Meg Stuart, Heiner Müller über Pina Bausch: Auf fünf mannshohen, frei im Raum verteilten Projektionsflächen werden Statements und Sequenzen der Stücke von zwölf wegweisenden Choreograf*innen und Regisseur*innen modulhaft und per Zufallsprinzip miteinander in Dialog gesetzt – Video- und Interviewmaterial aus Tanz- und Theaterarchiven kombiniert mit eigens geführten Gesprächen und Porträtaufnahmen. Als dynamisches Archiv versteht sich die mediale Installation „Transforming Acts“ der Szenografin, Performerin und Regisseurin Penelope Wehrli und des Theater- und Kulturwissenschaftlers Detlev Schneider, die letztes Jahr beim Festival Tanz im August erstmals zu sehen war. Im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des TANZFONDS Erbe Projekts im Künstlerhaus Bethanien im vergangenen Mai sprachen wir mit dem Projektleiter Michael Freundt über die Wirkungsmöglichkeiten von Tanz- und Theaterarchiven.
Michael Freundt ist stellvertretender Direktor des Internationalen Theaterinstituts (ITI) – Zentrum Deutschland. Die Mediathek des Mime Centrums Berlin, seit 2011 ständiges Projekt des ITI, umfasst mehr als 7000 Videos von Tanz und Theater – darunter zahlreiche Aufnahmen von Performances von Künstler*innen wie Lucinda Childs, Anne Teresa de Keersmaeker, Mart Kangro, der Needcompany und William Forsythe, die bereits bei den Berliner Festspielen zu Gast waren.
Mit seiner Mediathek will das ITI nicht nur visuelle Kunsterlebnisse und Erkenntnisse über Zusammenhänge und gegenseitige Befruchtung der verschiedenen Künste in der Vergangenheit ermöglichen, sondern auch kulturpolitische Positionierungen und Schwerpunktsetzung in der Gegenwart.
Wie lässt sich Vielfalt abbilden, wenn der Blick von bestimmten Strukturen gelenkt wird? Das ITI ist Träger des alle drei Jahre stattfindenden Festivals THEATER DER WELT. 2014 gab es von dort den Versuch, im Rahmen des Projekts Africa Archive – Africa Future über die Einrichtung von digitalen Archiven zur Dokumentation und Erschließung des immateriellen kulturellen Erbes des afrikanischen Kontinents nachzudenken. Dabei zeigte sich allerdings die für solche Projekte übliche Asymmetrie, wo in paternalistischer Manier europäische Konzepte und Organisationsformen exportiert werden.
„Transforming Acts“ wird noch in Frankfurt am Main (4. & 5. September 2015, Mousonturm), Maribor, Slowenien (20. bis 24. Oktober 2015, Maribor Theatre Festival) und Leipzig (5. bis 8. November, euro-scene) zu sehen sein. Die Mediathek für Tanz und Theater im Mime Centrum Berlin ist täglich von 10:00 bis 15:00 Uhr, am Dienstag von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Der aktuelle Bestand wird kontinuierlich erweitert durch eigene Dokumentationen, die Übernahme von anderen Sammlungen und Leihgaben von Künstler*innen, Theatern und Festivals. Die Nutzung ist kostenlos.
Das Festival Tanz im August ist im August 2015 mit drei Produktionen zu Gast im Haus der Berliner Festspiele. Der Vorverkauf für das 2. Tanztreffen der Jugend läuft.