Die Frage nach der Zeit, die sich bei Foreign Affairs 2015 auf unterschiedlichste Art und Weise und in verschiedensten Formaten immer wieder stellt, ist auch eine politische Frage, und auch im vierten Jahr versteht sich Foreign Affairs stets auch als ein politisches Festival. Nicht nur John Jordan und sein Laboratory of Insurrectionary Imagination entwickelten im Rahmen des diesjährigen Festivals – spielerische – Strategien zur Entwicklung neuer, kreativer Visionen gesellschaftlichen Wandels.
Auch die internationale Plattform „Futureperfect“, die die Stiftung Futurzwei unter Leitung von Harald Welzer und das Goethe-Institut im Rahmen von Foreign Affairs 2015 erstmals der Öffentlichkeit präsentierten, sucht nach Geschichten über Pioniere anderer Wirtschafts- und Lebensformen aus bisher 17 Ländern und macht ihre Narrative von Personen, Organisationen und Unternehmen, die den Schritt vom Denken zum Handeln gewagt haben, in zahlreichen Sprachen international zugänglich. Im Rahmen von „Futureperfect. Weltgeschichten und Kunstgriffe“ präsentierte sich u.a. das Peng! Kollektiv, das mit Guerilla-Aktionen und ästhetischen Interventionen u.a. gegen Shell und Vattenfall immer wieder Schlagzeilen macht.
Auch im Rahmen des Symposiums „Zeitverschwendung. Zeitstrukturen in Kunst und Gesellschaft“ wurden, neben Beiträgen von Hans-Thies Lehmann, Ragnar Kjartansson und Tim Etchells, in einer Podiumsdiskussion unter Beteiligung von Michael Bohmeyer, Gerrit von Jorck, Sibylle Peters und Ulrike Herrmann Alternativen zum gültigen Zeitregime der kapitalistischen Gesellschaft zur Diskussion gestellt. Michael Bohmeyer stellte sein Projekt „Mein Grundeinkommen“ vor, das per Crowdfunding auf ein Jahr begrenzte Bedingungslose Grundeinkommen an die Teilnehmer verlost.
Im Anschluss an die Projektvorstellung entfaltete sich eine durchaus kontroverse Diskussion über die Praktikabilität des Modells vom bedingungslosen Grundeinkommen, in deren Rahmen Bohmeyer den gesellschaftlich zugemessenen Wert von Arbeitszeit, die Freiheit zur Kreativität und das Grundeinkommen als Alternative zum Kapitalismus diskutierte.
Vorschaubild: Futureperfect © Christopher Hewitt
Das Symposium „Zeitverschwendung. Zeitstrukturen in Kunst und Gesellschaft“ fand am 26. Juni 2015 im Rahmen von Foreign Affairs 2015 im Haus der Berliner Festspiele statt. „Futureperfect. Weltgeschichten und Kunstgriffe“ der Stiftung Futurzwei und des Goethe-Institut wurde ebenfalls im Rahmen von Foreign Affairs 2015 am 1. Juli 2015 im Haus der Berliner Festspiele präsentiert.